In einer kürzlich erschienen Übersichtsarbeit setzen sich die Autoren mit dem Zusammenhang zwischen HPV (Humanes Papillomavirus)-Infektion und dem Risiko Gebärmutterhalskrebs zu bekommen,auseinander (M.Schiffman et al: Human papillomavirus and cervical cancer.Lancet 2007,370,890-907).
Die Weltstatistik weist für das Jahr 2002 weltweit über 500.000 neue Fälle an Gebärmutterhalskrebs aus, wovon 275.000 tödlich verliefen.Je geringer der Entwicklungsstand der analysierten Nationen war desto höher war die Rate der Gebärmutterhalskrebs (krebs – Tumoren) erkrankungen.
Der Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich aus der Gebärmutterschleimhaut im Bereich der so genannten Transformationszone, nachdem diese durch HPV-Viren infiziert worden ist.Die Übertragung von HPV-Viren erfolgt schon in 20-40 % mit dem ersten Geschlechtsverkehr.Zur Zeit sind insgesamt 15 (HPV16,18,31,35,39,45,51,52, 56,58, 59,68,73 ,82, und unbekannt) verschiedene HPV-Genotypen bekannt , welche prinzipiell einen Gebärmutterhalskrebs verursachen können, wobei der Genotyp HPV 16 ca. 55 % und der Genotyp 18 ca. 16 % aller Zervixkarzinome verursachen. Die HPV-Durchseuchung der Bevölkerung ist dabei sehr groß, die Mehrzahl der Infektionen erfolgt bei den Frauen in den ersten 10 Jahren nach Beginn des Geschlechtsverkehrs.
Weniger als 10 % aller neuen Infektionen gehen unbehandelt in den nächsten 5-10 Jahren in persistierende Infektionen und später so genannte Präkanzerosen (Vorstadien zum Krebs) über. Glücklicherweise geht dabei wiederum auch nur ein kleiner Prozentsatz dieser chronischen unbehandelten HPV-Infektionen und Präkanzerosen in einen manifesten Gebärmutterhalskrebs über und verlaufen dann tödlich, wenn sie zu spät erkannt werden und die Gebärmutter zu spät entfernt wird.
Die Latenzzeit bis zum Auftreten eines klinisch manifesten Gebärmutterhalskrebses beträgt dabei oft Jahrzehnte,so dass der Hauptmanifestationsgipfel des Zervixkarzinoms in den Altersdekaden 35-55 Jahre liegt.
Bezüglich der 15 verschiedenen HPV-Genotypen, von welchen bekannt ist,dass sie Gebärmutterhalskrebs verursachen können, ist jeder für sich in der Lage, eine chronische Infektion und damit a la longue einen Gebärmutterhalskrebs zu verursachen, d.h, dass es prinzipiell keine lebenslange sondern nur eine temporäre Immunität gegen eine HPV-Infektion gibt und dass mit Wechsel des Sexualpartners prinzipiell eine neue HPV-Infektion mit einem anderen Genotyp möglich ist.
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Das Risiko für eine chronische HPV-Infektion und für einen Gebärmutterhalskrebs erhöht sich durch folgende Faktoren auf das 2-3fache:
Geschlechtsverkehr mit unbeschnittenen Männern
Häufig wechselnde Geschlechtspartner
Langzeitanwendung von Kontrazeptiva (die Pille)
Rauchen
Mittlerweile stehen für die Immunisierung ,also zum Schutz vor einer HPV-Infektion, zwei Impfstoffe zur Verfügung, nämlich Gardasil (HPV 16 und 18) und Cervarix (HPV 6,11,16 und 18).Die Immunisierung muss dabei vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen,also noch im Schulalter, und schützt auf Grund der Studienlage für mindestens 5 Jahre vor einer Infektion.
Unklar ist hierbei zum augenblicklichen Zeitpunkt wie lange die Erstimmunisierung wirklich anhält, wann Auffrischungsimpfungen erforderlich sind und ob die Impfung zu einem späteren Zeitpunkt,also wenn bereits Geschlechtsverkehr stattgefunden hat, auch noch schützt.
Die Impfung wird von den meisten Krankenkassen gezahlt.
Eigene Anmerkung:
Da wie in dem Artikel aufgeführt immer noch über 1/2 Mio. Frauen weltweit an Gebärmutterhalskrebs erkranken und die Hälfte daran stibt, sind alle Frauen gut beraten,regelmäßige gynäkologische Untersuchungen durchführen zu lassen.Dies trifft insbesondere auf die oben genannten Risikogruppen zu.Frauen, die bei ihren Intimpartnern kleine Wärzchen an Vorhaut,Eichel,Penisschaft oder gar Hodensack bemerken,sollten diese unverzüglich zum Urologen schicken, da diese “Wärzchen” (im Fachchargon Condylome genannte) immer Hinweis auf eine HPV-Infektion sind.